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Archive for the ‘Kulturschock’ Category

Erfahrungsbericht

National Taiwan University (NTU) in Taipeh, Taiwan

E-Mail: jpkupser@webmail.tu-berlin.de

Studiengang: Wirtschaftsingenieurwesen (Maschinenwesen)

Studienjahr: 5. Jahr (Diplom, Hauptstudium)

Dauer des Auslandsaufenthaltes: 2 Semester

 

Studenten, die mit dem Gedanken spielen an der National Taiwan University (NTU) in Taipeh zu studieren, soll dieser Erfahrungsbericht eine kleine Entscheidungshilfe bieten. Und hoffentlich einen Schubser in Richtung “Ich bewerbe mich, um ein außergewöhnliches Land kennen zu lernen!”.
Zwar bezieht sich vieles auf das Austauschprogramm mit der TU Berlin, doch viele Tipps sind allgemein gültig. Dieser Guide soll einige Hinweise zum Leben vor Ort, dem Unialltag und dem Chinesisch lernen geben.
Ich hoffe, es hilft!

Also, warum nun eigentlich ich nach Taiwan?

Ich sollte vielleicht besser erst die Frage stellen, warum eigentlich Asien?

Asien! Asien ist exotisch. Konfuzius! Sauer-Scharf-Suppe! (oder oft nur „Suppe Nummer drei“) Sprache, die wir gerne scherzhaft mit „Ching-Chang-Chung“ charakterisieren. Stäbchen statt Gabel (so ein Käse!). Kung-Fu. Prenzlberg-Hipster, die sich für Yoga und Tai-Chi anmelden. Filme mit Jackie Chan.
Wir kaufen Ratgeber, um unsere Wohnung nach „Feng Shui“ einzurichten und wissen dabei eigentlich gar nicht, was das bedeutet. Asiatisch ist irgendwie fashionable. Vegetarier unter uns knabbern schelmisch an Tofubratwurst. Danke, Asien! Und die Tagesschau berichtet wieder und wieder über neue Wachstumsrekorde von Chinas Wirtschaft.
Sowie über die Selbstmordserien bei Foxconn – übrigens eine taiwanische Firma. (Verzeihung, vielleicht nicht der positivste Einstieg.)

Asien! Das sind doch vor allem Japan, China und Korea. Diese Länder sind beliebt für ein Auslandssemester, da sie poshe Universitäten bieten und insbesondere kulturell ein bestimmtes Bild im Kopf hervorrufen (für einige vielleicht: Mangas & Sushi, Große Mauer & Mao, Kimchi & plastische Chirurgie).

Aber Taiwan? Was verbindet man mit Taiwan? (mehr …)

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6. Juni 2011, Taipeh. Verschwitzt erhebe ich mich langsam, ich trage ein Lächeln im Gesicht. Es ist das Lächeln des Sieges. Ich blinzele. Die Sonne brennt sich durch die schwere Decke aus Smog der Mopeds und Dunst der schwitzenden Bevölkerung Taipehs. Ein erschöpfter Schmetterling lässt sich im Schatten eines Pudels nieder. Es folgt eine Durchsage: Niemand solle in der Sonne Fußball spielen, es sei zu gefährlich. Wir oft wir Menschen doch dem Darwin einen Strich durch die Rechnung machen.

Ein fulminanter Wettkampf, zehn Hühnereier müssen stehen, zehn Männer stehen, zur Verfügung. Dramatische Szenen spielen sich ab, hin und wieder geht ein Raunen durch die Menge, wenn wieder mal ein Ei das Gleichgewicht verliert und eine erbarmungslose Kettenreaktion die Emotionen der Massen zum explodieren bringt. Kurzum, wir siegen, und die hechelnden Reporter kommen, sie fragen mich:

“War es das erste Mal, dass Sie ein Ei zu dieser Festivität aufgestellt haben?”

Ja, es war mein erstes Mal.

“Was denken Sie, was war die Schwierigkeit, die damit verbunden war, ihr Ei aufzurichten?”

Es ist rund.

“Und, so sagen Sie doch, wie hat es sich gefühlt, als ihr Ei schlussendlich stand?”

Es war der glücklichste Moment meines Lebens.

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Natürlich, ein Ausländer musste her fürs Interview. Klatschpresse. Quatschpresse. 三八

Der TV-Sender des Reporters, der mit mir dieses eloquente Interview beim Drachenbootfest duan1wu3jie2 端午節 in Taipeh führte, hat auch eine besonders interessante Form des Wetterberichts zu bieten. Hier gibt es die Kollektion einer ganzen Woche.

Leider gibt es keine Erklärung, warum die Mädchen Japanisch reden. 超可愛哦!Japan ist halt cool in Taiwan.

Um Internationalität im international politisch isolierten Taiwan zu wahren, bietet NextTV auch Wetterbericht für die USA an:

(Übrigens, der Vatikan erkennt Taiwan als souveränen Staat an.)

Warum ich ein Ei zum stehen gebracht habe oder es konnte (und ich tat es nicht nur, weil ich es kann!), das erfahrt ihr nach dem nächsten Wettermädchen.

Besonnen,
柏逸/Paul

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Der Verzehr von Meeresgetier ist keine zimperliche Geschichte, wie ich bereits berichten konnte.

Als Einstimmung, lehnen wir uns doch ein wenig zurück und summen kindisch die fröhliche Melodie des folgenden Filmausschnittes, bevor wir uns einem kulturellen Erlebnis besonderer Art widmen.
(Der Eine oder Andere wird sich vielleicht sogar noch an den Namen der Krabbe (S…) oder der bösen Krake (U…) erinnern…)

Häufige Nennungen bei lokalen Abendbeschäftigungen in Taiwan sind oft der beliebte Afternoon-Tea oder die gemeinsame Nahrungsaufnahme in einem Hot-Pot-Restaurant (wie gerne möchte ich noch den Hot-Pot mit Cola als Fond ausprobieren…) oder der Nachtmarkt.
Natürlich, vergessen wir nicht die westliche quasi-Definition asiatischer Abendbeschäftigung:
K-TV. 卡拉OK. Karaoke.

Doch da gibt es noch etwas anderes. Insbesondere in Taiwan.
Es nennt sich 釣蝦 (diao4xia1). Shrimping!

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Tief in den Bergen von Yangmingshan, weit hinter dem Shilin-District Taipehs befindet sich eine Ansammlung von überdachten Anlagen, die nur aus einem Grunde gebaut wurden: Zynismus. (im Folgenden: “Shrimping”)

Wir Menschen sind schon grausame Geschöpfe. Wir bauen Schiffe, fahren aufs Meer, fangen kleine lustige Meereswesen namens “Shrimps”, züchten sie auf dem Festland und schmeißen sie anschließend wieder in Schwimmbecken, um sie wiederum zu angeln. Und dann gibt es Menschen, die dafür sogar bezahlen.

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Ich bin einer dieser Menschen.

Für 500 NTD, umgerechnet etwa 12€, darf ich zwei Stunden lang meine Angel in ein mit frisch gezüchteten Shrimps gefülltes Becken halten. Die einfache Angel mit zwei Haken ist generöserweise im Preis inbegriffen, dazu erhalte ich sogar so viele getrocknete Shrimp-Babys, wie ich möchte. Denn fingernagelgroße Kinder lassen sich ja bekanntlich bedenkenlos gut an ihre ahnungslosen Eltern verfüttern, oder?
Aber moralisch verwerflich sieht noch anders aus.

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Vielleicht haben sich hier früher Kinder mit Wasser bespritzt oder mit einem bunten Wasserball gespielt. Lachend. Das Lachen muss an diesen kahlen Wänden lustig zurückgehallt haben. Damals.
Heute befinden sich blaue Plastikstühle am Beckenrand. Auf ihnen sitzen Ältere und Jüngere, mit ihren Hunden und schlafenden Kleinkindern, rauchend, Bier trinkend, mit müden Blicken, bis spät nach Mitternacht.
Warum sie kommen, ist mir nicht genau klar.
Es ist nicht wirklich spannend (außer vielleicht, wenn ein Angestellter wieder eine neue Kiste mit frischen Shrimps ins Becken hineinschüttet).
Es ist nicht wirklich gemütlich (ich erwähnte bereits die Plastikstühle und kahlen Wände).
Es geht wirklich nicht ums Essen (warum, werden wir noch sehen).
Entspannung? Vielleicht eine verdeckte Partnerschaftsbörse? (wie so oft über K-TV-Boxen gemutmaßt wird)
Man weiß es nicht.

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Hat ein Elter eines seiner jüngeren Artgenossen mitsamt Haken verschluckt, versinkt der Schwimmer und man darf den Shrimp an Land ziehen. Sieht man das erste Mal einen Shrimp aus der Nähe wird einem klar:
Es gab Gründe, warum Pixar einen Clownfisch und nicht einen Shrimp entführen ließ. Nämlich aus gleichem Grund, warum Peter Jackson die Außerirdischen in District 9 nicht wie Clownfische, sondern wie Shrimps aussehen ließ.
Mit schnappenden Zuckbewegungen versucht sich das hilflose Geschöpf zu befreien. Die Füße bewegen sich tausendfüßlergleich in wellenartiger Bewegung. Die langen, bläulichen Scherenarme schneiden orientierungslos in der Luft. Was tun mit den Scherenarmen?

Natürlich, als Stadtkind,da ist man überfordert.
Ich lerne: Wir entreißen die Scherenarme. “Die spüren nichts, Shrimps haben keine Nerven.” Ob es dazu eine profunde Studie gab?
Dann kommen wir zum kompliziertesten Teil: Der Haken.
Wir halten den Shrimp am Kopf zwischen Daumen und Zeigefinger, mit der anderen Hand versuchen wir irgendwie die Wegstrecke des Hakens auf umgekehrten Weg zurückzuverfolgen. Eine Form von Reverse-Engineering sozusagen. Natürlich hat so ein Haken einen Widerhaken und natürlich muss auch mal das Messer zur Hilfe genommen werden.

Zwei Stunden. Zwei Shrimps. Und da wir sechs Personen und 12 gefangene Shrimps sind, haben wir bei unserer fairen Teilung zwei Shrimps pro Person.
Das macht auch 250 NTD pro Shrimp, etwa 6 €.

Wir waschen die Shrimps. Yuka verleugnet nicht gerade ihre Herkunft, als sie mit samuraiartiger Entschlossenheit und subtilen Geishalächeln die Holzspieße durch die Körper der lebendigen Shrimps jagt. Die panischen Armbewegungen der Aufgespießten lassen mich ein weiteres Mal an dem Fakt ihrer Nervenlosigkeit zweifeln.

Aber halt, wir hätten fast das Salz vergessen! Sicherlich wird es den Shrimps gefallen, wenn wir sie mit Salz überschütten während ein Holzspieß längs in ihrem Körper steckt!

Damit noch nicht genug, wir legen sie nun lebendig, aufgespießt und gesalzen in den glühenden Ofen. Anfangs hoffe ich, ihre Bewegungen seien nur die Überwindung des Temperaturunterschiedes. Manchmal bewegen sich ja Dinge, wenn man sie erwärmt, so wie Papier im Lagerfeuer.
Aber nein, ich sehe ihre Armbewegungen. Wir backen sie lebendig. Frischer geht’s nicht…
Um uns herum befinden sich andere Taiwaner und  Taiwanerinnen, niedlich geschminkte Mädchen, die mit High-Heels und puppenhaftem Augenaufschlag reuelos den Holzspieß in den Anus der armen Shrimpse jagen.

Es ist drei Uhr nachts, unsere gesalzten Freunde sind endlich zum Verzehr bereit.

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Zwei Personen, die nicht genannt werden möchten (oder sollten), waren in den zwei Stunden (!) nicht so erfolgreich…

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Zugegeben, sie haben gut geschmeckt, obschon ich mir sicher bin, ein Abend dieser Art wird eine singuläre Erscheinung meines Lebens bleiben.

Gewissenhaft,
柏逸/Paul

PS: Ich möchte an die 60 Slices Sashimi für 300 NTD (~7,50 €) aus Kenting erinnern…

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Ein haariger Beitrag wird das hier werden. Zur Einstimmung, vielleicht erst einmal das hier:

Ich darf behaupten, asiatische Männer gehören nicht zur haarigsten ethnischen Gruppe im internationalen Vergleich. Südeuropäer führen höchstwahrscheinlich die Spitzengruppe an oder vielleicht auch Lateinamerikaner, wobei ich mir da nicht so sicher bin. Die Tendenz hingegen ist eindeutig, asiatische Männer haben weniger Gesichtsbehaarung als zum Beispiel ein männlicher Durchschnittseuropäer. Meist beschränkt sich der Wuchs auf die Oberlippengegend und Kinn. Da erinnere ich mich doch gerne an Max Goldts “Bartschattenneid”. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls befand ich mich in geselliger Runde mit meiner Gruppe des NTU-Kochclubs in einem gehobenen chinesischen Restaurants im Da’An-District Taipehs. Gesellige Runde ist hier sogar wortwörtlich zu nehmen, da Gäste in derartigen Restaurants gerne an einem größeren Rundtisch platziert werden. In der Mitte des Tisches befindet sich eine erhöhte, konzentrisch angeordnete Drehplatte. In den Staaten wird dieses Instrument der geselligen Speisenrotation auch gerne als “Lazy Susan” tituliert. Ich schweife ab.

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Was hat das nun mit Haaren zu tun? Mein Sitznachbar unterhielt sich über seine schmerzhaften Erfahrungen der Gesichtshaarentfernung.
Augenbrauen zupfen scheint ja ein übergreifender Trend in der Männerwelt zu sein. Aber halt, es ging um die Barthaare.
Es sei doch so schmerzhaft, sich die Barthaare zu zupfen. “Moment Mal, du
z u p f s t dir deine Barthaare?”, entgegnete ich. Ja, denn das Rasieren möge er nicht so gerne und es sehe zudem reiner aus, wenn er sich das Barthaar zupfe. (Zu Schillers Zeiten wurde wahrscheinlich “züpfe” be…, äh, benützt.)

Haben Gillette und Wilkinson auf stylische Pinzetten für den asiatischen Markt diversifiziert? Ich werde in Zukunft mal darauf achten, noch scheint es mir entgangen zu sein.
Erstaunt berichtete ich einem koreanischen Freund, der sich dabei gerade eine Reiscreme-Gesichtsmaske auf dem Dach unseres Studentenwohnheims einmassierte.
Ob er das denn nicht seltsam finde, vielleicht sogar unmännlich. Ich vermutete, Korea habe vielleicht mit seinen zwei Jahren Militärdienstpflicht ein anderes Idealbild vom Mann, männlicher eben. Pro Jahr haben die Rekruten übrigens ganze 20 Tage Urlaub, am Wochenende darf keiner nach Hause. 24 Monate lang. Das erste halbe Jahr dürfen Rekruten niemals alleine sein. Sogar der Toilettengang wird in den ersten sechs Monaten von einem anderen Soldaten begleitet. Warum? Die Suizidrate sei relativ hoch. Von den 250 Neuanfängern meines koreanischen Kommilitonen haben sich zwei im ersten halben Jahr das Leben genommen. An der Nordkoreanischen Grenze sei der Druck sogar noch höher, verständlicherweise.
Er massierte mit kühlem Blick weiter die weiße Creme in sein Gesicht, die im Licht der lichtverschmutzten Wolkendecke Taipehs ganz gelblich wirkte.
Kein Verwunderung seinerseits, denn er zupfe sich sein Barthaar aus gleichem Grunde auch. Und überdies, die grün-braune Tarnfarbe während seiner Militärausbildung sei gar nicht gut für seine Gesichtshaut gewesen.

Zum Abschied erwähnt er noch scherzhaft, wie sehr er doch Gravitation hasse, sie ziehe die Gesichtshaut nach unten. Ich beobachte gespannt die kreisenden Finger in seinem Gesicht. Tatsächlich, er scheint wissend definitiv mehr Druck bei der Aufwärtsbewegung auszuüben.

Ich zupfe mein Barthaar trotzdem (noch) nicht. Das ist kein mangelnder Integrationswille, sondern Überzeugung, oder so was.

Dennoch, der Wuchs meines Haupthaares schreitet in normalem Tempo voran und wollte mal wieder geschnitten werden. Also auf zum Friseursalon, von denen es hunderttausende in Taipeh gibt, meist leicht versteckt in der zweiten Etage der grauen Häuserreihen, erreichbar durch eine enge Treppe zwischen schmalen Gässchen.

Obwohl ich wohlvorbereitet ein Selbstbildnis meines letzten, bei mir Zufriedenheit hervorrufenden Haarschnittes mitbrachte, wurde mir ein japanisches Fashion-Magazin mit einer Auswahl an Frisuren vorgelegt.
Das gleiche geschah auch schon beim letzten Mal, doch dieses Mal musste ich einfach ein paar Seiten abfotografieren.

Das Cover gibt eine gute Vorahnung der angestrebten Zielgruppe…

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…die Rückseite wäre da gar nicht mehr nötig gewesen, die Botschaft ist relativ klar. Es geht hier um einen Haarschnitt, oder?

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Ja, wie würde ich denn gerne aussehen… vielleicht wie Nummer 001? Mir fehlt die passende Sonnenbrille, glaube ich…

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Ein versteckter Warnhinweis: Der müde Blick des Models auf der linken Seite scheint zu implizieren, dass diese Frisur recht zeitaufwendig gewesen sein muss…

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Wenn mich nicht alles täuscht, haben diese hier doch bei den Kickers damals mitgespielt!

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Ich konnte mich bei dieser Auswahl gar nicht so recht entscheiden…

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…und beharrte (behaarte!) auf einem… für mich “normalen” Schnitt.

Beim Friseur in Taiwan gibt es sogar Fernseher und die Haarwäsche ist ein Erlebnis. Denn statt einer zarten Kopfmassage bestehend aus zärtlich-kreisenden Bewegungen der Fingerkuppen parfümierter Damen, gleicht die Haarwäsche eher einem groben Schrubben.
Die Friseurin scheint mit ihren Nägeln meine Kopfhaut erneuern zu wollen, es gleicht einer revitalisierenden Enthäutung meines Hauptes.
Auf und ab, auf und ab, und noch eine Schicht! Weg damit! Zum Glück werde ich nicht kahl rasiert, sonst würde meine gerötete Kopfhaut der UV-Strahlung schutzlos ausgesetzt sein. (Vielleicht ein weiterer Grund für den exzessiven Gebrauch von Sonnenschirmen in Asien.) Hinweg ihr Fleckenzwerge! Ich fühle mich, als entdecke meine Wäscherin immer wieder hartnäckigen Dreck zwischen meinen Haarwurzeln, wie als wären meine Haare doch nur Bettlaken und Spannbetttücher auf dem Waschbrette des nahe gelegenen Baches. Blütenweiß muss es werden, Kernseife kommt zum Einsatz, und sie muss ihr bestes geben.

Dabei sei erwähnt, dass Taiwaner panische Angst vor Regentropfen haben. Sobald es auch nur die ersten Tröpfchen wagen den Asphalt ein wenig zu verdunkeln, erblicke ich Gerenne zu den überdachten Gehwegen. Diejenigen, die zum Straßenwechsel gezwungen sind, schützen sich mit bloßen Händen, Bücher, Tageszeitungen. Ja, auch klassische Regenschirme sind dabei.
Warum das denn so sei, Regen sei doch etwas schönes…? Ich erinnere mich, wie wir zu Grundschulzeiten auf dem Berliner Schulhof mit offenen Mündern durstend die Tropfen fingen.
Und dann höre ich immer wieder das gleiche: Der Regen sei sauer, giftig, die Industrie! Fabriken! Schau dir doch die Häuser an! Der Regen, ach, und passiert es zu oft, die Haare fallen aus, ganz bestimmt.
Um ehrlich zu sein, ich habe keine erhöhte Glatzenquote bisher feststellen können. Und die zahllosen Straßenkatzen und –hunde scheinen auch normal behaart zu sein.

Zurück zum Thema, nach überraschend schnell vergehenden 40 Minuten ist es dann so weit, ich werde geföhnt. Zugegeben, das ist sensationell und ganz anders als sonst wo auf diesem Planeten.
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Es ist April, ich werde wahrscheinlich nur noch einmal die pflugartigen Nägel der Friseurinnen im Acker meiner Kopfhaut spüren dürfen. Darauf freue ich mich jetzt schon.

Ungezupft,
柏逸/Paul

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Tag 6, Taitung 台東

Angekommen in Taitung mache ich mich auf die Suche nach einem günstigem Hostel. Eine alte Dame bietet mir ein Zimmer für 600 NTD, umgerechnet 15€. Das ist nicht sehr günstig, aber ich bin so müde von der Fahrt und habe nur vor eine Nacht zu bleiben, also nehme ich es. Bei all der Müdigkeit entgeht mir auch das im vorherigen Post beklagte Bett aus Stein. Immerhin wurde meine Decke kunstvoll in die Form einer mir unerklärbare Skulptur gebracht. Weiß jemand, was das darstellen soll?

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Im Fahrstuhl fällt mir dann noch etwas auf…

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…Moment mal…

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Ja genau! Das Hotel hat keine vierte Etage. Warum?
Taiwaner sind im Allgemeinen sehr abergläubisch.
Und die Zahl 4 wird im Chinesischen als “si” 四 mit dem vierten Ton ausgesprochen. Sterben, oder “der Tod” hingegen wird als “si” 死 (anderes Zeichen natürlich) mit dem dritten Ton betont. Da beides doch relativ sehr ähnlich klingt und keiner in der “Etage des Todes” wohnen möchte, wurde die Nummer 4 übersprungen. Verwirrend? Hinzu kommt, dass in Taiwan das Erdgeschoss als 1. Etage gezählt wird, ein Erdgeschoss gibt es nicht. Etage 5 würde dann folglich heißen, man wohne im 3. Obergeschoss.

Übertriebener Aberglaube in Asien? Eigentlich nicht, schon mal eine 13. Reihe bei Lufthansa gesehen? Die gibt es nämlich auch nicht.

Taitung ist berühmt für die besten Früchte Taiwans…

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…und bei dieser hier, konnte ich dann auch nicht widerstehen.

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Mein Hotpot mit Ziegenfleisch (auch eine Spezialität Taitungs) wurde mir von einem Polizisten ausgegeben. Er lud mich nach unserer holprigen Konversation auf Chinesisch sogar zum Teetrinken auf seine Wache ein. Diese Gastfreundlichkeit ist einfach unglaublich…

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Das ist übrigens sein Name, Wang Yi-Fei 王一飛. Wortwörtlich würde es “erster fliegender König” heißen.

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Auf dem Weg zu meinem Hotel kam ich auch bei einer Polizeistation vorbei, unsicher, ob es seine war.
Fragt sich nur, wer auf “Taitung County Police Taitung Precinct Fifth Section Traffic Accident Team” als Bezeichnung gekommen ist. So einfach zu merken…IMG_4990

Mit Blaulicht,
柏逸/Paul

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UPDATE! Jetzt ist auch Text mit dabei.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, demnach lasse ich mal Farben sprechen.
Ich verließ Taipeh am Samstagmorgen, auf nach Taichung, jetzt schon in Tainan…morgen Kaohsiung!
Ich möchte meinen warmherzigen taiwanischen Freunden für die tollen Eindrücke danken!
Jon, Rita, Wenzi, Alexa, Emma 跟你們的家人 非常謝謝你們! 🙂

Tag 1-2, 台北 Taipei & 台中 Taichung

Backpacker ist gepackt…auf geht es. (Der LP hat sich übrigens als nutzlos erwiesen.)

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Fahre ich Taxi in Taipeh und sage dem Fahrer meinen gewünschten Zielort auf Chinesisch, folgen meist eine Reihe von Fragen, die oft dem gleichen Muster folgen. Zunächst wird mein Chinesisch gelobt, es sei ja so 厲害 li4hai. Anfangs hatte ich dann ironischerweise im Wörterbuch nachschlagen müssen und fand Übersetzungen wie „schrecklich, furchtbar, brutal, ernsthaft“, was mich dann doch etwas verstörte. Im Grunde ist es jedoch gemeint wie „furchtbar/schrecklich gut“, habe ich mir sagen lassen.
Dann beginnen die Fragen. Woher ich denn komme, wie lange ich schon in Taiwan bin, was ich hier mache, ob mir Taiwan gefalle, ob ich Taiwanisches Essen mag, ob ich Stinky Tofu mag (übrigens ja, bringt meist Erstaunen des Fahrers mit sich),  ob ich Taiwanisches Bier mag (aber ja, doch Deutsches sei besser), ob mir auch Reis oder etwas anderes in Deutschland essen, woher in Deutschland ich denn komme, ob Berlin die Hauptstadt sei (meistens wird hier noch der Hauptstadtstatus Münchens erfragt).
Wenn wir dann noch nicht am Ziel sind, folgen die Meinungsäußerungen.
Dass Deutschland doch ein tolles Land sei, wir tolle Autos haben (Benz, BMW und manchmal auch Audi sind häufige Nennungen), das Bier so gut sei, er gerne mal hinfahren würde, aber der Flug zu teuer sei, Japan doch auch ein tolles Land sei, ja der 2. Weltkrieg und so, dann fallen Namen wie „Hitler“ und meistens sind wir dann auch am Ziel, zum Glück.
Ehrlich gesagt erfreue ich mich an Unterhaltungen mit Taxifahrern, denn ich erfahre, wie Taiwaner auch außerhalb der Uni über den Westen denken und zudem es ist eine gute Möglichkeit mein Chinesisch zu üben. Nur bei den Weltkriegsthemen schaue ich dann doch lieber aus dem Fenster. Ähh.. 聽不懂。。

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Angekommen in Taichung geht es zu einer alten Siedlung für Ex-Soldaten. Einer dieser Bewohner ist schon über 80 Jahre, begann jedoch vor einiger Zeit die gesamte Siedlung mit bunten Wandmalereien zu verzieren. Seitdem ist es eine Touristenattraktion.

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Jon führte mich durch Taichung, zusammen mit Rita.

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Geschabtes Eis mit Bohnen, eine Spezialität!

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Auf dem Nachtmarkt in Taichung kann man sich an traditionellen Spielen erfreuen. Bei diesem hier muss man mit einer Kelle aus hauchdünnem Papier Fische fangen. Die gefangenen Fische darf man dann mit nach Hause nehmen, reißt das Papier, ist das Spiel vorbei.

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Wer durstig ist und sich mit Glück beseelt fühlt, darf bei diesem Spiel Ringe über Flaschen werfen und die getroffenen dann mit nach Hause nehmen. Mein hartnäckiger Versuch eine der Doraemon-Figuren ganz unten zu erwerfen, scheiterte jedoch kläglich.

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Ein Riesen-Doraemon!

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Reisnudeln mit…

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Endlich der wissenschaftliche Beweis, dass ich nicht menschlich bin. Zumindest nach taiwanischem Maßstab, im Nature Science Museum von Taichung.

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Fragen des Alltags werden geklärt…

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Das ist auch nicht menschlich…

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Gut zu wissen: Im Gewächshaus neben dem Museum leben schwarze Eichhörnchen.

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Wieder einmal eine spezielle Süßspeise Taichungs…

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Mopedfahren…

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…muss ja nicht für jeden unkomfortabel sein…

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Im Konfuzius-Tempel (der übrigens mit Lernräumen und der entsprechenden Atmosphäre aufwartet) treffen wir eine Gruppe von Cosplayern. Das ganz links ist kein unkostümierter Cosplayer, sondern Ya-Wen.

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Ja, dann heißt es schon wieder Abschied nehmen…

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…und auf nach…

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…Tainan!

Unterwegs,
柏逸/Paul

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