Eben saß ich an meinem Schreibtisch, verbrachte meine Zeit rational sinnlos und sozial vermeintlich sinnvoll im Facebook und merkte plötzlich nur, wie alles um mich herum wankte. Ich wankte dann ja auch und fragte mich nur, was denn hier los sei. Hört das auch wieder auf?
Zuvor hatte ich mir ein Erbeben immer so vorgestellt:
Man hört ein dunkles Grollen, das aus der Erde kommt. Und alles beginnt zu Rütteln und Schütteln. In meiner Fantasie bricht sogar ein Vulkan an der Erdspalte aus, die sich in Form einer gigantischen Verwerfung aufgetan hat.
Zu viele US-Katastrophenfilme.
Vielleicht lag es daran, dass ich mich im vierzehnten und zugleich letzten Stockwerk befand und dadurch ja die größtmögliche Auslenkung erfuhr, aber dies hier fühlte sich eher so an, als wäre die Welt aus Gummi. Die Welt scheint zu wackeln wie giftgrüne Götterspeise, die man auf den Tisch gestellt hat und dann für die nächste Minute lustig hin- und herwackelt.
Kein Knarzen, kein Grollen, nichts. Nicht mal ein Vulkan oder wenigstens eine Verwerfung. Kein Geschreie von Frauen in Panik, keine Alarmanlagen von Autos, die sich plötzlich von selbst einschalten. Keine Helikopter am Horizont, keine Sirenen. Nicht mal eine kleine Verwerfung. (Zum Glück.)
Dieses Götterspeisewabern hielt für vielleicht 10-15 Sekunden an. Ich muss schon sagen, ein wenig mulmig wurde mir schon. Immerhin hat im Jahr 1999 das letzte große Erdbeben mehr als 2000 Todesopfer in Taiwan gefordert (921).
Ein Blick auf die offizielle Seismikmessung bestätigt ein Erdbeben von nur Magnitude 6.1, das allerdings östlich von Hualien im Meer sein Epizentrum hatte und demnach nur mit Stärke 2 in Taipeh gemessen werden konnte.
Gerne hätte ich mir den Schwingungstilger im 101 angeschaut, diese 660 Tonnen schwere Stahlkugel ist dann ja auch nur eine knusprige Zugabe unserer Götterspeisenwelt.
Nicht gerührt,
柏逸 / Paul