Ein abgedroschenes Wortspiel, dem ich mich da bediene, ich weiß.
Aber hey, da bin ich wieder. Auferstanden aus den Tiefen der Midterm-Klausuren, erwachsen aus dem grauen Staub der Behavioral Spieltheorie; nur noch ein wenig Asche der Industrieökonomie ruht auf meinem Haupte.
Ja, es war die längste Klausur meines Lebens. Angesetzt war sie auf zwei Stunden, von 14 bis 16 Uhr. Der Assistent bemerkte aber schon im Vorhinein, er werde uns mehr Zeit geben. Um 16 Uhr fragte er dann, wer noch mehr Zeit brauche. Ich schaute auf mein Blatt. Von den vier Aufgaben hatte ich gerade eine beendet. Alle um mich herum melden sich. Gut, er gebe uns dann bis 20 Uhr Zeit, es sei ohnehin nicht früher schaffbar. (Zudem bemerkte er im Vorhinein, niemand könne die volle Punktzahl erreichen. Sollte es doch jemand schaffen, werde er alles Mögliche tun, um irgendwo Punkte abzuziehen.) So wird die Elite ausgebildet.
Sechs Stunden sind für den Hirnschmalz schon eine Herausforderung. Und für den Hintern, den meinen im Speziellen. Alles wäre nicht so schlimm gewesen, wenn der Stuhl nicht für Grundschulkinder konzipiert worden wäre und wenigstens eine Spur von Ergonomie versprüht hätte.
Sechs Stunden.
Ich glaube es war Stunde vier, als sich allmählich ein Taubheitsgefühl in meinem Gesäßfleisch ausbreitete. Weiterhin bedenke man das Tisch-Stuhl-Größenverhältnis. Nein halt, das Tisch-Stuhl-Paul-Größenverhältnis.
Der Tisch war so niedrig, dass meine Knie stetigen Kontakt mit der Unterseite des Tisches hatten. In Käfigen gehaltene Legehennen würden doch nur mit schelmischer Schadenfreude wild ihre Beine durch den Käfig schleudern. „Schau! Ich kann meine Beine in alle denkbaren Richtungen bewegen! Freiheitsgrade?? Drei!! Ätsch!“
Übrigens brachten meine Kommilitonen in weiser Voraussicht passgenaue Sitzkissen. Sie waren also vorbereitet. Und wussten offenbar von der Scharfkantigkeit des trockenen Holzes.
Die letzte Stunde habe ich dann meine Beine elegant seitlich angeordnet. Einfach elegant.
Ich glaube dies muss ein wenig so ausgesehen haben, wie wenn ein neunzigjähriger Mönch seine Beine unter Zuhilfenahme seiner Hände mit Bedacht in den vollen Lotussitz hebt…
Erinnerungen an Langstreckenflüge mit AirBerlin wurden wach.
Damit ihr eine Vorstellung von den Proportionen bekommt, habe ich mich mal maßstabsgetreu schematisch eingezeichnet:
Büchsen Mitleid bitte ans ‚Prince House Dorm‘, Taipeh.
Wie auch immer, schaut euch doch bei Interesse mal diese kleine Einführung in Bayesian-Nash-Equilibria an. Und beachtet die Tochter des Professors 🙂
Oh, und ich habe vor Kurzem einen verlockenden Dim Sum Stand unweit von der NTU entdeckt. Wird demnächst ausprobiert!
Gleichgewichtet,
柏逸 / Paul
PS: Für die nächste Klausur.
Das erinnert mich spontan an die hier:
http://www.zeit.de/reisen/2010-09/flugzeug-stehsitze
um nicht zu sagen: mein Mitelid ist bei dir (zumindest für diese Zeit der Klausur).
Das ist doch dagegen ein Traum 🙂
[…] Campus der TU. Hier gibt es einen kleinen japanischen Garten mit Schildkröten und diese schmerzhaft ungemütlichen Stühle. Wie gut, dass mir ein Taiwaner gegenübersitzt und soeben lauthals durch den Lesesaal rülpste. […]